Maxime Carret ist seit diesem Sommer der zweite Koordinator im Deutsch-Französischen-Freiwilligendienst Kultur im Kulturbüro. Zusammen mit Céline Mühl betreut er 27 junge Menschen aus Deutschland, die in Kultureinrichtungen in ganz Frankreich ihren Freiwilligendienst machen. Als Franzose in Deutschland kann er sich gut in die Situation der deutschen Freiwilligen in Frankreich einfühlen, die mit Sprachbarrieren und ganz neuen Eindrücken konfrontiert sind. Was seine Aufgaben sind und wie er dazu gekommen ist, berichtet er im Interview.
Was sind denn deine Aufgaben als Koordinator?
Meine Aufgabe ist es, auf jeden Fall die Bildungsseminare zu betreuen. Außerdem begleite und berate ich die Freiwilligen bei allen administrativen Schritten und besuche die Einsatzstellen, um zu checken, ob alle zufrieden sind, sowohl der*die Tutor*in als auch der oder die Freiwillige, und ob die Arbeitsbedingungen in Ordnung sind. Außerdem wird in der Zukunft auch eine Aufgabe sein, mögliche neue Einsatzstellen in Deutschland zu akquirieren, denn anscheinend gibt es immer mehr Freiwillige im Bereich DFFD.
Fahrt ihr dann auch in alle Einsatzstellen in Frankreich?
Ja, also Céline kümmert sich um Grand Est, also den östlichen Teil von Frankreich und ich besuche die restlichen Einsatzstellen. Es gibt eine Einsatzstelle auf Korsika, da ist noch die Frage, ob wir das online machen. Aber es gibt auch Einsatzstellen in Nordfrankreich, Bordeaux, Perpignan, Marseille und Lyon, also wirklich von allem etwas. Im Oktober wird ein Thema sein, dass ich das organisiere, also die Termine in eine sinnvolle Reihenfolge bringe, damit ich nicht von Bordeaux direkt nach Korsika und wieder zurückfahren muss. Aber es ist spannend, es gibt viele neue Einsatzstellen in meiner Gruppe, insbesondere das Goethe Institut in Bordeaux und in Paris, die sich dieses Jahr beworben haben. Ich glaube das wird spannend, die Einsatzstellen zu beraten, wie sie mit den Freiwilligen umgehen können, auch falls es Konflikte oder Schwierigkeiten gibt, dass sie das managen können.
Vielleicht kannst du ein bisschen erzählen was du früher gemacht hast und inwiefern es Ähnlichkeiten und Unterschiede zu dem gibt, was du jetzt machst.
Ich bin in Frankreich geboren und habe Soziale Arbeit studiert und dann 10 Jahre lang in der Normandie, in Rouen, als socioculturel animateur, also Jugendbetreuer in der Maison des jeunes et de la culture (MJC) gearbeitet. Dort habe ich Jugendliche zwischen 12 und 17 in Jugendzentren betreut. Dann war ich Vereinsberater von Sportclubs oder Kunstvereinen, die Management-Beratung brauchten. Und parallel zu diesem Job habe ich die Freiwilligen, die in der MJC waren, betreut. Das ist also die Erfahrung, die sehr nah an dem ist, was ich gerade mache.
Nachdem ich in der Normandie war, wollte ich etwas Neues erleben. Aber ich war schon 35 und ein FSJ zum Beispiel macht man eher in den 20-ern. Aber ich hatte immer im Hinterkopf, ein Jahr im Ausland verbringen zu wollen. Dann hatte ich die Möglichkeit eine Fortbildung als animateur interculturel zu absolvieren, da habe ich mein einwöchiges Praktikum in Berlin gemacht. In Berlin war es ganz angenehm, deswegen habe ich mich dazu entschieden, in Berlin zu bleiben und habe über Kontakte im deutsch-französischen Netzwerk ein Jobangebot für den Sommer bekommen. Dazu wurde mir aber gesagt: „Also du hast Erfahrung mit Sommercamps und Jugendlichen, super, aber dein Deutsch ist noch… schrecklich.“ Ich hatte im Gymnasium das letzte Mal Deutsch, aber da war nichts groß übriggeblieben. Ich bin also schon im Februar gekommen und habe sechs Monate einen Intensivsprachkurs in Berlin gemacht. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mehr als sechs Monate bleibe, maximal ein Jahr, ich bin dann aber 5 Jahre in Berlin geblieben. Dort habe ich dann auch meine Frau kennengelernt und sie hat vor einiger Zeit einen Job bei der Uni Trier bekommen und ich war ja flexibel, also sind wir dorthin gezogen. Ich habe mich gefreut, wieder näher an der Grenze zu leben. Es war schon manchmal schwierig so weit weg von der Heimat zu leben. Gerade die Sprache habe ich sehr vermisst. Und jetzt, so nah an der Grenze, haben wir die Möglichkeit nach Belgien oder nach Frankreich Ausflüge zu machen.
Worauf freust du dich bei deiner neuen Stelle am meisten?
Auf die Besuche, ja die finde ich extrem spannend, denn es gibt teilweise Einrichtungen wie die MJC, also die Maison des jeunes et de la culture, wo ich selbst schon gearbeitet habe. Also nicht genau an dieser MJC, aber in einer anderen Einrichtung. Außerdem habe ich schon drei Jahre als Teamer für die Bildungsseminare des DFFD-Programms gearbeitet, da habe ich nur durch ein kleines Fenster mitbekommen, was die Freiwilligen da so erleben. Man kann nicht wirklich alles mitbekommen, was bei 20 Teilnehmer*innen in einer Woche so passiert. Vielleich peu a peu, also in zwei, drei Seminaren ein bisschen, klar. Aber ich fühle mich jetzt viel mehr involviert. Ich werde einen ganz anderen Umgang mit den Freiwilligen haben können, da ich in Seminaren da bin und auch für alle anderen Fragen zur Verfügung stehe, die sie haben. Ich nehme ja an, dass man nicht nur über das FSJ in dem Sinne spricht, also berufliche Kompetenzen zu erwerben, über die Einsatzstelle, den Umgang mit Kolleg*innen, Aufgaben und so. Es gibt darüber hinaus auch noch mehr, was drum herum passiert. Kommunikation mit fremden Leuten, eine andere Sprache, von zuhause ausziehen, vielleicht in einer WG wohnen. Sie haben die Möglichkeit, ein neues Land zu entdecken, neue Regionen. Das ist ein wichtiges Stück im Leben. Sie sind mit Barrieren konfrontiert wie noch nie. Und ich hoffe, dass ich auch da bin, um sie dabei zu unterstützen.
Hast du jetzt Interesse am Deutsch-Französischen Freiwilligendienst Kultur? Dann schau doch mal auf unserer Website, welche Stellen es gibt: dffd-kultur.de