Guerilla-Marketing, Urheberrecht oder Abgabepflichten im Kulturbetrieb – diese und viele weitere Fortbildungen sind dank Corona in den digitalen Raum umgezogen. Referent*innen und Teilnehmende berichten, wie es ihnen gefiel.
„Alles absagen“, war die Devise für den Lockdown im März und auch im Herbst mit dem Lockdown light wieder aktuell. Was tun mit all den schon geplanten Seminaren, angemeldeten Teilnehmenden und den jetzt plötzlich auftragslosen Referent*innen? Die Kolleg*innen des Kulturbüros steckten schnell ihre Köpfe zusammen und legten das bestehende Programm zu großen Teilen in Form digitaler Fortbildungen vor. Die positive Resonanz ließ nicht lange auf sich warten. Die Angebote waren gefragt und es gab zum Teil so viel Zulauf, dass weitere Zusatztermine ergänzt werden mussten.
Die Ummünzung auf digital stellte Referent*innen und das Koordinierungsteam vor verschiedene Herausforderungen. Es musste ausprobiert werden, welches Videokonferenztool am sichersten läuft und sich mit den Datenschutzbestimmungen gut vereinbaren lässt. Die Referent*innen überlegten, wie und ob ihre Seminare gewinnbringend digital umgesetzt werden konnten. Die Rolle der Kolleginnen im Kulturbüro änderte sich von Begleitung von Präsenz-Fortbildungen zu technischem Support und Moderation.
Die Teilnehmenden zeigten dabei eine große Offenheit und Fehlertoleranz für das Fortbilden im digitalen Raum. Das schätzt Ina Roß besonders, Referentin für Guerilla Marketing und Digital Storytelling :
„Die Teilnehmenden wissen, dass wir Dozenten den extra Weg gehen, damit alle noch ein vernünftiges Seminar bekommen. Wir wissen als Dozenten, dass es auch von ihrer Seite nicht so einfach ist, stundenlang vor dem Computerbildschirm zu sitzen und trotzdem noch die Aufmerksamkeit zu halten. Das ist eine andere Form von Solidarität, dass man versucht mit eingeschränkteren oder schwierigeren Mitteln etwas hinzubekommen. Ich finde es jetzt bei Corona auch einen schönen Gemeinschaftsgeist, den man da beobachten kann. “
Ein Gemeinschaftsgeist, der sich auch in den Beurteilungen der Teilnehmenden lesen lässt. So schreibt beispielsweise eine Teilnehmerin erfreut, dass sie „so trotz Quarantäne“ die Möglichkeit hatte, sich weiterzubilden.
Und auch ohne Quarantäne sind die digitalen Seminare auch für andere von Vorteil. Denn die Vorlaufzeit, die es braucht, bis man in seinen Workshop startet, ist beinah auf Null gesunken. Referent*in und Teilnehmende gehen zuhause ins Arbeitszimmer oder ins Wohnzimmer, manchmal sogar in Jogginghose, ganz ohne lange Anreise. Das macht es Vielen überhaupt erst möglich, dabei zu sein und „ der Aufwand teilzunehmen ist viel geringer, da eine lange Anfahrt wegfällt und ein dreistündiges Seminar super in einen Arbeitstag passt“, so eine Teilnehmer*in. So können in den Pausen vielleicht Mails beantwortet oder Telefonate geführt werden – oder man räumt die Spülmaschine aus.
Das hat natürlich auch eine negative Seite: Manchmal möchte man bei Fortbildungen nicht nur neuen Input von Referent*innen bekommen, sondern auch einfach mal mit den Menschen einen Kaffee trinken und sich informell unterhalten. Es entstehen Netzwerke oder gemeinsame Projekte, Inspirationen und für Referent*innen und Kulturbüro-Team auch neue Hinweise für Seminare von Kultur&Management. „Das sind jetzt Dinge, die schon auch fehlen“ bemerkt Christian Korte, Referent für Rechtsfragen, wie z.B. Urheberrecht in der Öffentlichkeitsarbeit und DSGVO. Außerdem ist für die Referent*innen das Gefühl für die Gruppe natürlich ein ganz anderes. Viele haben ihre Kamera aus, bei einer Bildschirmfreigabe sehen Referent*innen nur ein oder zwei Teilnehmende und bekommen dadurch weniger unmittelbar Feedback. Ein Gefühl für den Raum ist in Präsenz viel einfacher, sagt Ina Roß. „Du merkst, da muss man mal eingreifen, da ist es den Leuten zu schnell, die muss man mal ermutigen, was zu sagen – das einzuschätzen online ist sehr, sehr schwer.“ Was dabei hilft, so Ina Roß, sei es, die Arbeitsformate und Medienarten öfter abzuwechseln, die Teilnehmenden in Breakout-Sessions (das sind sozusagen kleine digitale Gruppenarbeitsräume, in denen sich Teile der Gesamtgruppe austauschen können) zum Austausch zu bringen und ausreichend Pausen anzubieten. Die Ausgestaltung der unterschiedlichen Fortbildungen hängen aber natürlich vom Inhalt ab – so gibt es interaktivere, bei denen es viel auch um den Austausch mit den anderen Teilnehmenden geht und frontalere, bei denen viel Input vermittelt wird.
Für die Zukunft sind also viele neue Impulse gesetzt und Eindrücke gesammelt. Für das gemeinsame – auch informelle – Lernen werden Präsenzworkshops zukünftig auch weiterhin angeboten (sofern erlaubt und möglich). Aber die neu hinzugekommenen und trainierten digitalen Angebote sind jetzt schon fest im kommenden Programm der Kulturseminare implementiert und so findet sich eine bunte Mischung – sowohl in der Vielfalt der Angebote, als auch der Formate. Ein positiver Nebeneffekt der Pandemie: Digitale Bildung kann Spaß machen und erfolgreich sein!
Das Programm des Jahres 2021 – mit digitalen und präsenten Angeboten – können Sie mit Click auf das Bild einsehen: