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20.03.2017 · Alle Beiträge ·

„DIE FSJLER SIND TEIL UNSERES KOLLEGIUMS“

Das FSJ Ganztagsschule aus der Sicht eines Mentors

Für den Schulleiter und Mentor der Grundschule Koblenz-Güls, Peter Degen, ist der Mentor erster Ansprechpartner der Freiwilligen, der ihnen in der Anfangsphase mit Rat und Tat zur Seite steht und sie in das neue Arbeitsfeld einführt. Dazu gehört auch, sich die Vorstellungen der FSJlerinnen anzuhören und zu versuchen, diese mit den Vorstellungen der Schule zu verknüpfen. „Er ist aber auch derjenige, der gewisse Dinge einfordert, weil nur so der Fortlauf des Schulischen garantiert werden kann“, so Degen.

Die Struktur

Er beobachtet, dass die Freiwilligen mit ganz bestimmten Vorstellungen und Bildern von Schule und Lehrerdasein ankommen. Degen: „Sie kennen ihr Schuldasein hauptsächlich strukturiert über den Stundenplan. Dadurch, dass wir eine Grundschule sind, sind sie nicht so direkt in ihrem alten System verwurzelt; sie merken schon, dass es ein etwas anderes Arbeiten ist. Aber sich selbst als Schüler von ihrem Schülerdasein zu verabschieden und jetzt in eine andere Rolle zu schlüpfen, fällt dem einen oder anderen anfangs noch schwer.“

Das versucht man dahingehend aufzufangen, indem man den FSJlerinnen so etwas Bekanntes wie einen Stundenplan als Hilfestellung an die Hand gibt. Der dient über die Anfangszeit hinaus zwar als Orientierung, gibt ihnen jedoch auch genügend Spielraum, nach und nach eigene Vorstellungen mit einzubringen.

So hat sich die letzte FSJlerin die Betreuung der Flüchtlingskinder im Rahmen der Sprachförderung auf die Fahnen geschrieben. Degen: „Für sie war das eine tolle Zeit, eine ganz wichtige Erfahrung, selbstständig etwas zu erarbeiten. Man sah sie immer wieder irgendetwas am Konzipieren und Planen, was sie vielleicht sonst als Mithilfe in einer Klasse nicht so hätte realisieren können.“

Am Anfang sind die meisten Freiwilligen noch sehr zurückhaltend, und die Grundschule versucht mit ihrer Willkommenskultur den Wechsel „auf die andere Seite“ zu erleichtern. Sie führt regelmäßig soziale Tage durch, an denen nicht nur das Kollegium sondern auch alle anderen Arbeitskräfte im Ganztag, wie Honorarkräfte und FSJler teilnehmen. „So haben wir ihnen schon in den ersten Wochen gezeigt, dass sie Teil des Kollegiums sind, dass man ihnen wohlgesonnen ist, dass man sie in ihrer Rolle wahrnimmt und sie respektiert. Da ist nicht nur die Rolle des Mentors entscheidend, da unterstützt auch das Kollegium diese Arbeit. Schlussendlich profitieren die Lehrer entscheidend von dieser Arbeit und von dieser besonderen Rolle, die sie mit in die Klasse einbringen“, so Degen.

Die Beliebtheitsfalle

Die Kinder lieben die FSJlerinnen, sie werden von allen sehr geschätzt und oft als die „große Schwester“ oder der „große Bruder“ wahrgenommen. „So gibt es immer wieder FSJler, die anfangs erlauben, sich von den Kindern duzen zu lassen, trotz unserer Mahnungen und Empfehlungen“, so Degen. „Dann fehlt auf einmal eine notwendige Distanz. Und diese FSJler haben dann Schwierigkeiten, in Situationen, wo mal etwas Strengeres gesagt oder Einhalt geboten werden muss, direkt Gehör zu finden.“

Wie es geht, zeigte eine FSJlerin, die eine Cousine an dieser Schule hatte. „Sie konnte das von Anfang an trennen und hat ihr gesagt: ‚Ich bin heute nicht Deine Cousine, ich bin für alle Kinder da.‘ Und so entkam sie schnell den ständigen Umarmungen, dem Nähe suchen.“ Viele Kinder, vor allem im ersten und zweiten Schuljahr, sind noch sehr schmusebedürftig. „Die kommen und fallen den Freiwilligen um den Hals. In gewissem Maße ist das auch in Ordnung, man muss aber auch die Grenzen aufzeigen. Das ist wichtig, dass man nicht in diese Falle gerät. Einer hatte seine Muckis trainiert, indem rechts und links an den Armen Kinder hingen und er sie so über den Schulhof trug; die fanden das natürlich toll und das führte zur Begeisterung; es gab überhaupt kein Distanzverhalten.“

Das brauchen sie vor allem in ihren eigenen Projekten, in denen sie alleine mit den Kindern sind: „Wenn sie da nicht als Autoritätsperson wahrgenommen werden, tun sie sich keinen Gefallen. Es ist ganz wichtig, dass die FSJlerinnen von Anfang an präsent sind, sich zeigen und sich auch als Autoritätspersonen wahrnehmen. Wenn das in den ersten Wochen gelingt, zieht sich das wie ein roter Faden durch das Jahr, und man hat keine Sorgen“, so Degen. Und erst dann haben sie die Gelegenheit, sich auch in der anderen Rolle zu erleben und zu erkennen: „Mensch, jetzt stehen wir auf der anderen Seite und vor uns stehen die Schüler, und wir können mit unseren Ideen und Vorstellungen so viel bewirken. Das ist für sie eine ganz besondere Erfahrung.“

Die Anforderungen

Allen potenziell Interessierten empfiehlt Degen, dass sie Neugier und auch Freude an der Arbeit mit Kindern mitbringen. „Wir haben vor allem mit FSJlerinnen gute Erfahrungen gemacht, die schon mal im Vereinsleben tätig waren, z. B. als Übungsleiterin. Vieles davon erlernen sie aber auch hier.“

Auch sollte ihnen bewusst sein, dass sie im Ganztagsbereich viel mit Schule zu tun haben und nicht nur für Bürotätigkeiten oder Hausmeistertätigkeiten eingesetzt werden. Daher sollten sie eine gewisse Flexibilität mitbringen, „denn so ein Schulalltag birgt viele Überraschungen. Man kann am Abend vorher nie wissen, wie es am nächsten Tag ist“, so Degen. Wichtig für ihn sind auch Bereitschaft zur Zusammenarbeit, Zuverlässigkeit, dass Absprachen eingehalten werden, und dass eine gewisse Verlässlichkeit bei der Ausführung der bürotechnischen Arbeiten da ist. „Bis jetzt sind wir immer auf sehr zuverlässige Kräfte gestoßen, die das mit Bravour meisterten. Die, die eine Stunde Büro am Anfang erledigen und sich dann freuen, in die Klassen und zu den Kindern zu gehen.“

Um herauszufinden, ob einem diese Tätigkeit liegt, bietet die Schule den Bewerbern vor der Entscheidung die Möglichkeit zur Hospitation, auch den direkten Austausch mit den anwesenden FSJlerinnen ohne ihr Beisein. Degen: „Ich glaube, dass Jugendliche untereinander anders miteinander sprechen und eher sagen: ‚Boah, lass die Finger davon weg‘ oder ‚Ey, das ist total gut.‘“

Quelle: Infobroschüre “10 Jahre Freiwilligendienste im Kulturbüro Rheinland-Pfalz”

Infos
Du hast auch Lust, ein Freiwilliges Soziales Jahr zu leisten? Dann kannst Du Dich gerne bei uns bewerben:
Für ein FSJ an einer Ganztagsschule: www.fsj-ganztagsschule.de
Für ein FSJ in einer Kultureinrichtung: www.fsjkultur-rlp.de
Für ein FSJ in einer politischen Einrichtung: www.fsjpolitik-rlp.de
oder für ein Jahr in Frankreich: www.dffd-kultur.de

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