Am 29. März fand die Auftaktveranstaltung von „Generation K – Kultur trifft Schule“ im Kurfürstlichen Schloss in Mainz statt, bei der interessierte Schulen und Kulturschaffende sich über die Inhalte und Umsetzung dieses auf drei Jahre angelegten und von der Stiftung Mercator in ihrem Rahmenprogramm Kreativpotentiale finanzierten Projekts informieren konnten.
Die Veranstaltung erfreute sich großen Interesses; der Saal war bis auf den letzten Platz besetzt, und viele landeten auf der Warteliste. Es schien, als hätte man bei den Schulen und Kulturschaffenden nur auf ein solches Programm gewartet.
Nach den Begrüßungsworten durch die Bildungsministerin Stefanie Hubig, den Kulturminister Konrad Wolf und den Projektmanager im Bereich Bildung der Stiftung Mercator, Fabian Krahe, erwartete die Teilnehmer*innen eine kurzweilige Keynote von Prof. Dr. Max Fuchs zum Thema „Besser lernen, aber wie? Lernen mit Methoden der kulturellen Bildung.“
Er begann seinen Vortrag mit Johann Amos Comenius, dem großen Pädagogen des 17. Jahrhunderts, der schon damals die Pädagogik vom Kind her entwarf, und der Zeichentrickfigur des Lehrers Linke aus der „Sendung mit der Maus“. Beide vereint der Wunsch, dass Schule auch ein Ort der „Muse“ sein soll – im Griechischen eine Person (oder auch ein Umfeld), die einen anderen Menschen zu kreativen Leistungen anspornt oder inspiriert. Nichts anderes möchte Kulturelle Bildung an Schulen bewirken, und das nicht nur in den künstlerisch-musischen Fächern, sondern in allen Fächern wie auch im Schulleben insgesamt.
Den langen Weg der Richtsberg-Gesamtschule in Marburg zur erfolgreichen Kulturschule stellte Marcus Kauer – damals stellvertretender Schulleiter und heute Referent für kulturelle Bildung im Hessischen Kultusministerium – vor. Anschaulich beschrieb er die schwierigen Anfänge ohne große Ressourcen, die Widerstände im Kollegium oder die Schwierigkeiten, zeitliche Freiräume für Angebote der kulturellen Bildung im Stundenplan zu schaffen. Nach zehn Jahren ist aus einer ehemaligen Brennpunktschule ein attraktiver, lebendiger Lernort für Schüler*innen, Eltern und Kollegium entstanden, der viele der anwesenden Schulakteure inspirierte, wie der lang anhaltende Applaus zeigte.
Zwischen den Redebeiträgen gab es Präsentationen von Good-practice-Beispielen aus Programmen, mit denen Generation K kooperiert.
So ein Kultur.Forscher!-Projekt, das die Schwestern Katharina Otte-Varolgil und Eva Maria Kagermann-Otte – Künstlerinnen, Choreografinnen und Tänzerinnen – an der August-Sander-Schule in Altenkirchen realisierten und zur Auftaktveranstaltung mit acht Schülerinnen der Kanonikus-Kir-Realschule in Mainz am Vormittag neu einstudierten und dann präsentierten: eine Tanz-Performance, inspiriert von der Formensprache der Künstlerin Sophie Taeuber-Arp.
Aus dem Landesprogramm „Jedem Kind seine Kunst“ stellte der Schauspieler und Filmemacher Christoph Bautz ein Filmprojekt vor, das mit der Schiller-Schule – Förderschwerpunkt Lernen Höhr-Grenzhausen entstanden ist, und in dem der alltägliche Rassismus thematisiert wurde.
Einen ganz besonderen Ansatz verfolgt „Learning through the Arts“ (LTTA) – Lernen durch die Künste –, vor vielen Jahren in Kanada entwickelt und seit 2006 auch in Deutschland beheimatet. Die Künste fungieren hier als Katalysator beim Lernen in den Kernfächern Mathematik, Sprachen, Naturwissenschaften, Geschichte, Erdkunde oder Gesellschaftskunde. In LTTA-Schulen wählen Lehrer*innen einen Lehrplanbereich aus und speziell ausgebildete und qualifizierte Künstler*innen entwickeln danach in enger Zusammenarbeit mit den Klassen- und Fachlehrer*innen Unterrichtseinheiten, welche die Lehrplananforderungen mit den kreativen Möglichkeiten der Künste umsetzen, um den Schüler*innen zu helfen, die Lerninhalte besser zu verstehen, zu verarbeiten und „nachhaltig“ zu speichern. Lehrer*innen übernehmen diese Elemente und entwickeln möglichst viele Transfermöglichkeiten im eigenen täglichen Unterricht.
So demonstrierte der Figurentheaterspieler Patrick Lumma in 15 Minuten, wie das Thema „Fabeln“ im Deutschunterricht mittels aus Zeitungspapier entstandenen Puppen bearbeitet werden kann. Die Geschichte wurde von den Teilnehmer*innen auf der Basis zweier Tiere – Katze und Adler – und eines Sprichworts selbst entwickelt und von Patrick Lumma umgesetzt (Foto).
Pedro Carvalho – Mathematiklehrer und Hip-Hop-Tänzer aus Portugal – zeigte zum Schluss der Veranstaltung mit seinem Tanzkollegen Dominik Blenk, wie in Geometrie Symmetrie und Winkel tänzerisch dargestellt werden können.
Es gab zum Ende der Veranstaltung viele positive Rückmeldungen, und die Teilnehmer*innen gingen inspiriert und motiviert nach Hause.
Jetzt hat die Bewerbungsphase für Schulen (bis 12.05.2017) und Künstler*innen (bis 31.05.2017) begonnen; mehr darüber auf der Homepage www.generationk.de.
Autor: Stephan Bock