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26.04.2016 · Allgemein ·

FSJ als Roadtrip – auf geht’s nach San Sebastian

In der Fußgängerzone in Bilbao steht eine Gruppe von 100 jungen Menschen im Halbkreis und singt „Heute kann es regnen, stürmen oder schnein…“ für ein Geburtstagskind. Am einen Ende der Straße blitzt golden das Guggenheim-Museum durch die alten Fassaden, am anderen Ende locken Einkaufsmöglichkeiten und die Vielfalt des Kulturzentrums Azkuna Zentroa, in dem man schwimmen und ins Kino gehen, in der Bibliothek stöbern oder baskischen Poetry Slams lauschen könnte, hätte man so viel Zeit.  Die Spanier, die am heutigen Tag in der Stadt sind und uns singen hören, lassen sich von ihren Unternehmungen nicht abhalten. Vielleicht sind sie solche Gruppen gewöhnt?

image1Fünf Tage zuvor hatte sich unsere Gruppe Freiwilliger im FSJ Kultur und Politik aus Rheinland-Pfalz auf den Weg gemacht – verteilt auf zwei Busse, eingesammelt in vier Städten. San Sebastian empfing uns mit grauem Himmel und Regen. Pünktlich zum Treffpunkt und zur ersten Erkundung der Stadt lockerten die Wolken jedoch auf und offenbarten einen Blick auf die blaue Bucht von La Concha, die grünen Hügel („ich schaue raus und denke: mh, sieht aus wie die Alpen“) um die Stadt herum und einen postkartenkitschigen, orangenen Sonnenuntergang. San Sebastian heißt auf baskisch Donostia und war in den 20er-40er Jahren das am Atlantik gelegene Pendant zur Casino-Metropole Monaco. Das heutige Rathaus zum Beispiel war zur damaligen Zeit ein glamouröses Casino. Die Schönen und Reichen gingen hier so lange ein und aus, bis der Bürgerkrieg und die Anschläge der ETA diesen Luxus unterbrachen. Seit 2011 gibt es eine Waffenruhe, die San Sebastian auch wieder als internationales Reiseziel ins Zentrum rückt und die Tatsache, dass die Stadt dieses Jahr europäische Kulturhauptstadt ist, unterstützt sie sicher bei der Rehabilitation.

Wir verteilten uns vom ersten Tag an auf je sechs Programmpunkte am Vormittag und Nachmittag. Den vielen unterschiedlichen Interessen wurde mit vielfältigen Schwerpunkten genüge getan. Darunter zum Beispiel künstlerische Workshops für die zeichnerischen und fotografischen Talente der Gruppe, die ansässige Künstler beeindruckten. Doch auch die grundlegenden Stadtführungen durften nicht fehlen, wie auch eine Katamarantour für eine wasserseitige Außenansicht der Stadt und der Besuch des Aquariums mit seinem 360°-Tunnel samt über den Köpfen kreisendem Hai. Aber auch ungewöhnlichere Besuche waren geplant. So half zum Beispiel ein Teil der Gruppe einer Bürgernitiative bei der Gestaltung eines Parks, der für die Bürger der Umgebung als Freizeiteinrichtung genutzt werden soll. Oder der Besuch der verschiedenen, städtisch geförderten Kulturzentren in San Sebastian und Bilbao, bei denen ob der Vielfalt der günstigen Angebote bei exzellenter Ausstattung nur Neid aufkommen konnte. Bei einer kleinen Gesprächsrunde mit zwei deutschsprachigen Basken konnten wir mehr über Traditionen und Geschichte dieses Volkes erfahren und über die Rolle der Kulturhauptstadt für die Stadtentwicklung IMG_9336diskutieren. Und die Wanderung auf dem Jakobsweg machte die Köpfe frei und ermöglichte herrliche Aus- und philosophische Einsichten: „Da hat man das Gefühl: Das ist jetzt schon was Größeres, an dem man teilhat.“ Die Wanderer wurden zu Beginn ihrer 19-km langen Tour überrascht durch einen Posten, an dem sie Stempel für ihre Etappe bekamen. Ein echter Beweis also dafür, dass sie für einen Tag Pilgerer gewesen waren. Zur Belohnung erfrischten sich die Wanderer ihre heißen Füße im Meer in Zarautz und ließen sich vom Bus zurück nach San Sebastian fahren – durch den Regen, der bis zum Ziel der Etappe gewartet hatte und bei kurzer Wartezeit auf den Bus für Abkühlung der sonnenverbrannten Nasenrücken sorgte.

Und zusätzlich ist für Spanien natürlich eines ganz besonders wichtig: Das Essen. Im Baskenland heißen die Tapas Pinxtos (gesprochen Pintschos), sind aufgespießt und mit dem lokalen, prickelnden Weißwein serviert, der von möglichst weit entfernt in das Glas gegossen wird. In der Altstadt, in der sich Bars und Restaurants aneinander reihen, wie Perlen auf einer Kette, traf man an jeder Ecke auf eine Gruppe Freiwilliger, die sich mit Tintenfischringen, Patatas Bravas und Champignons, Artischocken oder Schinken auf Brot versorgten. Bei einem riesigen gemeinsamen Picknick am Strand tauschten wir unsere geschmacklichen Erkenntnisse und schönsten Erlebnisse aus und verspeisten die Mitbringsel, bis die Sonne untergegangen war und die Luft dann doch zu kalt wurde.

„Eskerrik asko!“, sagen wir und bedanken uns damit für eine Woche sommerlichen Frühling, Kultur, Bewegung, Gemeinschaft, gutes Essen und lange, unterhaltsame Busfahrten.

Autorin: Annika Esser

 

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