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26.04.2018 · Alle Beiträge ·

Die Büchse der PandoraÜbernimm die Macht über Deine Entscheidungen

„Ein besonderes Highlight waren die Seminare“. So oder ähnlich sehen Feedbacks von Freiwilligen aus, nachdem sie ein Freiwilliges Soziales Jahr geleistet haben. Da das FSJ ein Bildungs- und Orientierungsjahr für junge Menschen ist, sind 25 Tage dieses Jahres als Bildungstage festgeschrieben. Zum Teil werden diese von uns als einwöchige Seminare organisiert. Vier dieser einwöchigen Seminare finden über das Jahr verteil statt, hinter denen mehr steckt, als man vielleicht denkt. Das erfahren Freiwillige regelmäßig im Verlauf ihres FSJ. Dass Aktionen und Interventionen, die eine Seminarwoche so abwechslungsreich machen, nicht ganz willkürlich ausgewählt wurden, zeigt ein Gespräch mit den zuständigen Koordinatoren.

Diese machen sich nämlich vor Beginn des Jahrgangs ausführlich Gedanken zu einem Jahresthema, das alle vier Seminare einrahmt. Für den Jahrgang 2017/2018 heißt das Thema ‚Entschlüsseln von Machtstrukturen‘. „Auf das Thema kamen wir, weil wir den Eindruck hatten, dass es aktuell eine große Rolle spielt“, erklärt Moka, eine der Koordinatoren für das FSJ Kultur. Am aktuellen Beispiel der Fake News lässt es sich gut veranschaulichen: Durch Internet und Soziale Medien prasseln tagtäglich dutzende, wenn nicht sogar hunderte Nachrichten auf uns ein. Jedem von uns fällt es hier schwer, zu filtern, welche Meldung nun wahr ist und welche falsch. Auch wenn junge Menschen an sich schon einen sehr genauen Blick auf die Welt haben, fällt auch ihnen, als sog. Digital Natives, das Filtern von Nachrichten schwer. Neben dem Wahrheitsgehalt von Nachrichten gibt es noch eine Vielzahl von Fragen und Problemen, mit denen sich junge Menschen beschäftigen, die es alle wert sind, hinterfragt zu werden. Hierfür entschieden sich die Koordinatorinnen und Koordinatoren des FSJ Kultur, angelehnt an die griechische Mythologie, mit den Freiwilligen die Büchse der Pandora zu öffnen und alles, was zutage tritt, zu hinterfragen. „Es geht dabei aber nicht darum, den Freiwilligen zu erklären, wie die Welt funktioniert. Vielmehr wollen wir den jungen Menschen den Raum bieten, damit sie dies selbst herausfinden und einmal ihre Komfortzone verlassen.“

Über der Einladung zum ersten einwöchigen Seminar Mitte Oktober 2017 stand fett gedruckt gewissermaßen der Arbeitsauftrag für die Seminarwoche: „Die Büchse der Pandora – Übernimm die Macht über Deine Entscheidungen“. Natürlich ging es beim FSJ Kultur Seminar nicht darum, der Menschheit unbekannte Übel freizusetzen. Die Büchse der Pandora diente hier als Sinnbild für all die Themen und Probleme, die Freiwilligen mit sich, der Medien und der Gesellschaft haben. Also ging es zu Beginn des Seminars darum, all diese Themen, Probleme und Fragen zu sammeln. Eine Frage, die immer wieder auftauchte, war die nach der Gewichtung von Zeit und Geld. Warum sehen wir Tätigkeiten, für die man Geld bekommt, als wertiger an, als Tätigkeiten, für die man kein Geld bekommt?

Intervention: “Wir wollen deine Zeit”

Einige FSJlerinnen und FSJler setzten sich mit diesem Thema auseinander und entwickelten dabei ihre ganz eigene Herangehensweise: Sie bauten eine Box, ähnlich einer Telefonzelle, in die man sich bis zu einer halben Stunde hineinstellen konnte, ohne dabei etwas tun zu dürfen oder mit Außenstehenden zu interagieren. „Gar nicht so einfach“, stellten einige Freiwillige fest, zumal alle Umstehenden einen dabei beobachten können. Wie ist nun diese Zeit in der Box zu gewichten? Die Lösung, die sich die Freiwilligen ausgedacht haben war ganz einfach. Den Gegenwert für die Zeit in der Box konnte sich jeder selbst wählen zwischen einem Geldbetrag, einer Unterrichtsstunde Ukulele oder einem Gespräch mit einem FSJler. Die Allermeisten entschieden sich gegen das Geld.

Nachdem im ersten Seminar das Erkennen und Benennen von Machtstrukturen im Mittelpunkt gestanden hatten, ging es im zweiten Seminar darum, diese aufzubrechen. Lebenswege erscheinen oft mehr oder weniger vordefiniert, weil wir glauben, Eltern, Partner oder die Gesellschaft erwartet bestimmte Entscheidungen von einem: Wer Abitur hat, muss studieren oder wer spröde Lippen hat, muss eine Lippenpflege in Eiform kaufen. Solche oder ähnliche Beispiele scheinen entweder von der Gesellschaft vordefiniert oder von der Werbeindustrie in unsere Köpfe eingeschleust zu sein. In Gesprächen mit Menschen fällt in diesen Zusammenhängen oft ein Satz wie: „Das macht man halt so!“

Das macht man halt so, ist oft der einfachste Weg, um sich nicht mit Dingen beschäftigen oder auseinandersetzen zu müssen, es ist quasi die bequemste Wahrheit. Wenn man so will, symbolisiert es das Ortseingangsschild zu unserer Komfortzone. Dort, wo wir uns auskennen, wo wir jeden Weg sofort kennen und wiederfinden, sind unsere Entscheidungen auf gewisse Art und Weise vorgefertigt. Unsere Freiwilligen sollten im zweiten Seminar ihre Komfortzone verlassen und sich aufmachen, um mögliche neue Talente an sich zu entdecken, oder neue Erfahrungen zu machen, vielleicht aber auch um am Ende die Erkenntnis zu gewinnen, dass die persönliche Komfortzone genau das richtige ist.

12 Workshops boten für jeden die passende Anregung, um die eigene Komfortzone aufzubrechen. Vom Songwriting über Graffiti bis zum Workshop performatives Philosophieren reichte das Angebot, das einladen sollte, sich auf den Weg zu machen, vorbei am OrtsAUSgangsschild, raus aus der Komfortzone über manch holprige Straße durch unbekanntes Gebiet, das aber eines garantiert, tolle Landschaft und neue Aussichten.

Sich aufmachen und Neues entdecken, wird auch das Leitmotto des dritten Seminars sein. Was bietet sich mehr an, als eine Städtereise, um herauszufinden, wie entdecken überhaupt funktioniert.

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