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Re:think – Die Welt neu denken

In einem Jahr, in dem alles auf den Kopf gestellt wird, stellt sich natürlicher Weise irgendwann die Frage, nach dem „danach“. Es gab schon verschiedene vergleichbare Krisen wie beispielsweise die Pest oder die Spanische Grippe, die neben all den Opfern, die diese Zeit mit sich brachte, auch positive Effekte hatte. Nach der Spanischen Grippe etwa, wurde das Gesundheitssystem reformiert. Also lautet auch nun die Frage, ob wir nach der derzeitigen Krise, einen ähnlich fruchtbaren Boden hinterlassen werden, auf dem neue Ideen gedeihen können.

Um gemeinsam dieser großen Frage nachzugehen, haben wir neben internationalen (Lebens-)Künstler*innen auch Neudenker*innen, Politiker*innen und Wissenschaftler*innen zu unserem Seminar eingeladen, um gemeinsam über neue Wege des Lebens, Arbeitens, Reisens und der Kultur nachzudenken, über unsere Einstellung zum Konsum und unsere gegenseitige Verantwortung, die wir tragen.

 

Aber wie gestaltet man ein solches Seminar spannend und bringt Themen, mit denen man bei Präsenzseminaren leicht experimentieren kann, in einem Online-Seminar unter? Eins hatten unsere Seminare bis Anfang 2020 gemeinsam: im gleichen kreativen Raum, voneinander und miteinander zu lernen. Denn das Lernen durch Anfassen, Ausprobieren und das gemeinsame kreativ sein, gehört zu unserem didaktischen Ansatz. Dann kam Corona – nach einer ersten Zeit der Schockstarre und Absagen aller geplanten Seminare und Bildungstage, ist unser kreativer Entdeckergeist angesprungen.

In dem Seminar „Re:Think“ haben wir ein besonderes Augenmerk auf das Prinzip des „Flipped Classrooms“ gelegt. Bei diesem Modell können sich die Teilnehmenden im Vorfeld im Selbststudium mit verschiedenen bereitgestellten Medien, wie Videos, Podcasts, Quizzen, Texten oder Vorträgen vorbereiten, um dann ihr Wissen anschließend durch Austausch und Diskussion, sowie praktisches Umsetzen und Ausprobieren, zu festigen.

Im Vorfeld haben wir eine Homepage erstellt. Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit sich dort verschiedenster „Wissensspeicher“ zu bedienen. Unter den Kategorien Verschwörungstheorien, Wirtschaftsmodelle, Bildungsmodelle und Diversität, gab es eine Vielzahl an Vorträgen, Podcasts und Dokumentationen, die die Teilnehmenden im Vorfeld durchstöbern konnten. Die Hälfte hat diesen Wissenspeicher auch fleißig genutzt und/oder wünscht sich auch in Zukunft noch mehr Wissens-Updates auf der Webseite (dies haben wir in einer Abschlussbefragung herausgefunden).

 

Für die Vorträge am Vormittag konnten wir einige sehr interessante Wissenschaftler*innen gewinnen. Unter anderem den Soziologen Dr. Sascha Liebermann, der Alanus Hochschule in Alfter, die Politikwissenschaftlerin Ulrike Herrmann und den Ökonomen Nico Paech. Alle drei gaben einen Einblick in die Welt der Wirtschaft und des Kapitalismus und zeigten Wege auf, wie den aktuellen Herausforderungen des Kapitalismus begegnet werden kann. Während der anschließenden angeregten Diskussionen konnte man deutlich spüren, dass diese Themen auch den Freiwilligen unter den Nägeln brennen.

 

Für den Nachmittag haben wir internationale Referent*innen und Künstler*innen eingeladen, die gemeinsam mit den Freiwilligen die verschiedenen Themen untersucht und diskutiert und kreativ umgesetzt haben. Die Teilnehmenden konnten sich zwischen folgenden Workshops entscheiden:

  • Photography & Social Media (mit Aisha Mershani, Fotografin für soziale Gerechtigkeit aus Palästina/USA)
  • Kreatives Schreiben (mit dem Poeten und Poetry Slammer Ken Yamamoto, Berlin)
  • Malen und Zeichnen (mit dem Illustrator, Maler und Zeichner Thomas Haubold)
  • Businessplan of life ( mit Anne von Osterhausen, Tour-Operator und Customer Advisor bei Intrepid, Australien)
  • Re:Dance! (mit dem Tänzer und Choreografen Rafael Zielinski, Amsterdam)
  • Radioballett (mit dem Körperfụnkkollektiv, Lüneburg)
  • Zero Waste/Nachhaltigkeit (mit der Nachhaltigkeitsberaterin Dr. Ankathrin Förster, Frankfurt/Main)
  • Musik & Audio (mit dem Musiker, Komponist und Soundkünstler Alexandre Decoupigny, Berlin)

https://youtu.be/JY0v28DAaTs

Ob ein online-Format dann aber, trotz der ganzen Planung, gut funktioniert, zeigt sich erst in der Durchführung. Der wirkliche Zauber eines guten Workshops entfaltet sich erst, wenn man es schafft, den gemeinsamen Austausch und das kreative Miteinander in das online-Format zu übertragen. Die Referierenden haben kollaborative Tools für die Umsetzung genutzt. Bei der Wissensvermittlung wurden vor allem Padlet, Trello und das Conceptboard genutzt. Ansonsten gab es vor allem viel Frei-Arbeit, in der die Freiwilligen ihre Gedanken umsetzen und anschließend im Plenum wieder gemeinsam diskutieren und ausarbeiten konnten. Das benötigte Material wurde den Teilnehmenden im Vorfeld per Post zugeschickt.

Die Umfrage im Nachgang hat gezeigt, dass drei Viertel der Teilnehmer*innen das Konzept aus Wissensvermittlung & kreativem Arbeiten gut bis sehr gut fanden. Allerdings gab es auch viele Stimmen, die sich weniger Zeit vor dem Rechner gewünscht hätten.

 

Voraussichtlich liegen noch mehr Seminare in dieser Form vor uns und wir können uns weiter ausprobieren und nach neuen kreativen Lösungen suchen. Diese Herausforderung nehmen wir an! Geht man davon aus, dass „Notwendigkeit oft die Mutter der Erfindung ist“ oder vielleicht besser gesagt „Komfort der Feind des Fortschritts“, kann man auch davon ausgehen, dass Grenzen tatsächlich Kreativität fördern können. Wir werden weiterforschen und mit Sicherheit die Erfahrungen aus dieser Zeit auch in unsere Präsenzseminare einfließen lassen.

Die bloße Erfahrung mit verschiedenen Einschränkungen herumzuspielen, kann der Schlüssel zu etwas Neuem sein. Also denken wir weiter neu… Re:Think!