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18.05.2016 · Allgemein ·

Wenn Professoren die freie Kulturszene erklären

In der Rhein-Zeitung vom Di. 12. April 2016 ist zu lesen: Unter dem Begriff der freien (Kultur-)Szene fasst Dr. Eckhardt Braun, operativer Leiter des Changemanagementprogramms des Landes, „eine plurale Kultur, die für alle da ist, die versucht, die Menschen vermittelnd anzusprechen“ und Michael Klemm, Professor am Institut für Kulturwissenschaft der Uni Koblenz-Landau ergänzt: „Die freie Szene begreift die Projekte, die nicht staatlich finanziert sind“.
Nun wissen wir endlich aus wissenschaftlicher Hand, dass die wenigen öffentlichen Gelder, mit denen die freie Kulturszene arbeitet, ihr eigentlich gar nicht zustehen. Diese Definition kann die öffentliche Hand freuen, besagt sie doch, dass die freie Kulturszene ihre Arbeit ohne Geld aus öffentlichen Töpfen durchführen sollte. Dumm nur, dass gerade diese Kulturangebote, wie öffentlich immer auch hervorgehoben, in starkem Maße die Teilhabe der Bürger an Kultur ermöglichen. Hier sind die Schwellen niedriger, werden Räume vorgehalten, die einladen, selber aktiv zu werden. Hier sind Bühnen, auf denen auch Newcomerinnen und Nachwuchs ein Auftritt möglich ist, hier sind Labore für neue kulturelle Entwicklung, Möglichkeiten für andere Kultur und Kulturen und neue Formate. Fakt ist, dass die Förderung der freien Szene von Landesseite tatsächlich nicht so üppig ist und man meinen könnte, es gäbe in der Tat nichts. Einen Teil steuern teilweise die Kommunen bei und den Rest erwirtschaftet die freie Kulturszene selbst. Bei der Soziokultur in Rheinland-Pfalz beträgt der Anteil der Selbsterwirtschaftung im Durchschnitt 60% ihres Haushaltes, bei den freien Theatern sicher noch mehr.

So arbeiten freie Kulturträger wie Soziokulturelle Zentren und Jugendkunstschulen, aber auch freie Theater und Musikgruppen und Kulturvereine in den Regionen oft unter äußerst prekären finanziellen Verhältnissen oder direkt komplett ehrenamtlich. Sie halten zum Teil eigene Räume für ihre Angebote selber vor und finanzieren diese auch, ebenfalls weitestgehend ohne öffentliche Mittel. Sie sind es auch, die in allen Winkeln des Landes bereits mit zusätzlichen Kulturprojekten für, mit und von Flüchtlingen unterwegs sind. Sie greift gesellschaftliche Themen auf und setzt sich damit in künstlerischer und kultureller Form auseinander, mit oder ohne finanzielle Ressource, auf deren Eintreffen man manchmal einfach nicht warten kann. Es ist richtig, dass die freie Szene ihre Kulturarbeit aus den sie umgebenden gesellschaftlichen Situationen heraus entwickelt und künstlerische Impulse zu Themen setzt – dies oft mit den betroffenen Personen in Zusammenarbeit mit pro­fess­ionellen Künstlerninnen.

Was Wunder, dass dann der Ge­ne­ra­tio­nenwechsel sich schwierig anlässt. Zwar gibt es Interesse bei jungen Menschen, die über FSJ Kultur, Praktika oder Ausbildung die Arbeit in den Ein­rich­tung­en unterschiedlichster Größe kennen und schätzen gelernt haben. Gerade wegen ihrer Offenheit, ihren Freiräumen zum Mitentwickeln, flex­ibel auf Situationen zu reagieren und handeln zu können. Jedoch die schwie­rigen finanziellen Hintergründe halten viele davon ab, ihre Zukunft in einer solchen Einrichtung zu suchen. Wer will sich einen Job zulegen, der schon in der Zeit der beruflichen Tätig­keit nur ein knappes Auskommen ermöglicht, von einer ausreichenden Rente ganz zu schwei­gen. Wie heißt es so schön: man muss sich ehrenamtliche – oder hier: schlecht bezahlte Arbeit – auch leisten können. Aber hier setzt ja jetzt das Programm Changemanagement an: hier werden jetzt mit professioneller Unterstützung und jungen Ideen der Studierenden der Uni Koblenz, den beteiligten Einrichtungen Wege aufgezeigt, wie sie aus diesem Dilem­ma herauskommen und für die Zukunft fit werden. Wir sind gespannt, welche Lösungswege eröffnet werden – und das ohne staatliche Mittel, die die freie Szene ja per definitionem nicht hat.

Autorin: Margret Staal

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