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01.02.2018 · Alle Beiträge ·

[Rückblick 2017] 25 Jahre LAG – Was war und was kommt

Von Tätern sagt man gemeinhin, dass sie an den Ort ihrer Tat zurückkehren. In gewisser Weise ist die Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur und Kulturpädagogik (LAG) auch Täterin, kehrte sie doch nach 25 Jahren an den Ort ihres Gründungsaktes zurück: Burg Waldeck liegt idyllisch gelegen auf einer grünen Anhöhe im malerischen Baybachtal im Hunsrück und dient den Mitgliedern der LAG 1992 schon als Rückzugsort, um sich auf die neue politische Landschaft in Rheinland-Pfalz einzustellen. Ein Jahr zuvor war die SPD erstmals seit 44 Jahren als stärkste Fraktion aus der Landtagswahl hervorgegangen. Unter Ministerpräsident Rudolf Scharping formierte sich eine rot-gelbe Koalition, mit einer Bildungs- und Kulturministerin Rose Götte.

Damals herrschte eine Art Aufbruchsstimmung, schildert Margret Staal von der LAG. Gerade die freie Kulturszene sei von Ministerin Götte gefördert worden, was damals ein Novum gewesen sei. Das Ergebnis der Klausur 1992 auf der Burg Waldeck war die Gründung eines Vereins und rheinland-pfälzischen Dachverbands für soziokulturelle Einrichtungen – damals noch Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur Rheinland-Pfalz e.V. Die Kulturpädagogik wurde erst später von der LAG als Tätigkeitsfeld hinzugenommen.

Was macht eigentlich Soziokultur?

Man kann über Soziokultur und Kulturpädagogik nicht reden, ohne über Gesellschaft zu sprechen, weil die Entwicklungen und der Wandel, der sich darin vollzieht, unmittelbare Auswirkungen auf alle soziokulturelle Arbeit haben.

Soziokultur und Kulturpädagogik gehen davon aus, dass jede und jeder Kultur in sich trägt und eine aktive Kultur-Gestalterrolle übernehmen kann. Dabei ist ein wichtiges Ziel und in gewisser Weise auch eine Grundvoraussetzung der beiden Begriffe, Kultur und Gesellschaft in einen engen Zusammenhang zu stellen. Hierfür ist eine räumliche Nähe wichtig. In Rheinland-Pfalz leben zwei Drittel der Bevölkerung in ländlichen Raum. Diese Mehrheit müsste lange Autofahrten in Kauf nehmen für einen Theaterbesuch. Die aktuelle Entwicklung der Gesellschaft zeigt, dass der Anteil der Menschen immer größer wird, deren Einkommen nicht mehr oder gerade eben noch so zum Überleben reicht. Diese Menschen müssen für einen Kinobesuch mit Freunden oder der Familie lange sparen. Sowohl die abseitige, ländliche Wohnsituation, als auch die angespannten finanziellen Möglichkeiten sollen verdeutlichen, was Soziokultur meint, wenn es als zentrale Bestrebung formuliert, den Zugang zu Kunst und Kultur erleichtern zu wollen.

Soziokultur im alltäglichen Umgang mit Vielheit

Die Jugendkunstwerkstatt (JuKuWe) Koblenz ist zwar keine Einrichtung im direkten ländlichen Raum, ist aber aufgrund ihrer Größe und ihres Angebots Anlaufstelle vieler Kinder und Jugendlicher aus dem ländlichen, Koblenzer Umfeld, wie Christof Nießen, Leiter der JuKuWe schildert. Für ihn und sein Team ist aber im täglichen Umgang mit jungen Menschen der Abbau von Hemmschwellen keine zentrale Herausforderung im eigentlichen Sinn, sondern vielmehr Grundpfeiler und Selbstverständlichkeit für kulturpädagogische Arbeit. Die Zielgruppe der JuKuWe, aber auch jeder anderen soziokulturellen und kulturpädagogischen Einrichtung, ist sehr heterogen. Sie reicht vom Kind aus sozial benachteiligtem Elternhaus bis zum Jugendlichen wohlhabender Eltern. Diese Vielheit wird nicht erst seit zwei Jahren durch junge Migrantenkinder ergänzt. Gesellschaft verändert sich eben und die soziokulturelle Arbeit muss dies auch tun. „Die Frage, wo unsere Teilnehmer herkommen, ist die allerletzte, die wir stellen“, beschreibt Nießen den Umgang mit der Vielheit seiner Zielgruppe und verdeutlich, wie sehr es in der Arbeit in einer soziokulturellen Einrichtung um den Zugang von Menschen zu Kunst und Kultur geht.

 

Soziokultur ist auch politische Arbeit

Es wäre aber falsch, Soziokultur und kulturelle Bildung auf Kunst und Kultur einzuengen. Vielmehr sind sie auch Medium zur Gestaltung einer demokratischen Gesellschaft und politischer Einflussnahme.

„Dabei geht‘s es vor allem darum, Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen Handwerkszeug an die Hand zu geben, um Strukturen zu erkennen, um sich in die Gesellschaft einzuklinken. Wenn sich Kinder mit Kunst alleine durch Betrachten auseinandersetzen, werden sie sensibilisiert für das, was sie sehen, was dazu führt, dass sie etwas verändern wollen. In der politischen Bildung geht es daher nicht darum, ein bestimmtes Wahlprogramm zu favorisieren. Es geht darum, Wahlprogramme lesen zu lernen“, erläutert Nießen den Ansatz der politischen Bildung in der JuKuWe. Erst wenn sich junge Menschen kritisch mit der Gesellschaft und ihrem Umfeld auseinandersetzen können, können sie eine Individualität entwickeln und ihren persönlichen Platz in der Gesellschaft finden.

Kultur wird oft als der Kitt der Gesellschaft bezeichnet, der die Gesellschaft zusammenhält, aber auch wesentlich zu ihrer Entwicklung beiträgt. So schön, wie das klingt, funktioniert es aber nur auf der Ebene des einzelnen Individuums, das Kultur erlebt. Dadurch wird der Mensch zum Nachdenken angeregt und kann durch eigenes Zutun Veränderungen beeinflussen. Die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur hilft also jedem Einzelnen, eigene Positionen und Meinungen zu entwickelt. Hier werden vor allem durch ein Selbst-aktiv-Sein Kompetenzen und Fähigkeiten entdeckt und ausgeprägt. Dies alles trägt dazu bei, Persönlichkeit zu entwickeln und eine Individualität in der Gemeinschaft aufzubauen und seinen Platz in ihr zu finden. Eine Gemeinschaft starker Menschen ist auch gleichzeitig eine starke und tragfähige Gemeinschaft.

Die Rückkehr zum Gründungsort der LAG war nicht bloß ein nostalgisches weißt-du-noch-damals-Treffen, es war auch ein Ausblick auf die kommenden Jahre – auf das, was auf die LAG und ihre soziokulturellen und kulturpädagogischen Mitglieder zukommt. In Zeiten faktisch geringer werdender Kulturförderung wird es für Einrichtungen und Mitarbeitende immer schwieriger, den soziokulturellen Bedarf weiter zu decken.

 

 

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