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11.12.2019 · FSJ Ganztagsschule ·

Freie Fahrt für Freiwillige"Gesellschaftliches Engagement darf kein Luxus sein"

Am 5. Dezember ist der „Tag des Ehrenamts“. Ein jährlich wiederkehrender wichtiger Tag, um darauf aufmerksam zu machen, wie sehr unsere Gesellschaft auf Ehrenamt gebaut ist und wie viele Menschen sich eigentlich ehrenamtlich engagieren. An diesem Tag wird der Deutsche Engagementpreis vergeben, dieses Jahr von Bundesministerin Dr. Franziska Giffey überreicht, die betonte, wie wichtig das Engagement für die Gesellschaft sei: „Jeder der sich engagiert, erfährt, dass er seine Umwelt mitgestalten und die Gesellschaft positiv verändern kann – im Kleinen wie im Großen.“

Instagram Feed #freiefahrtfürfreiwillige #freiefahrtfuerfreiwillige

Seit einigen Jahren ist dieser Engagement-Tag auch Tag der Hashtag-Aktion #freiefahrtfürfreiwillige. Basierend auf einer vom PARITÄTISCHEN gestarteten und vom Bundesarbeitskreis FSJ unterstützten Initiative fotografieren hier jährlich die Freiwilligen im FSJ, FÖJ und BFD ihre Nahverkehrstickets und posten sie auf Instagram, um darauf aufmerksam zu machen, dass sie trotz Ehrenamts und geringem Taschengeld die vollen Kosten für Fahrten zu ihren Einsatzstellen und zurück zahlen müssen. Nach Jahren hat sich dieser digitale Protest jetzt in einigen Städten zusätzlich in reale Demonstrationen gewandelt.

Die Freiwilligenvertretung der Freiwilligendienste Kultur und Bildung Rheinland-Pfalz – also FSJler*innen im FSJ Kultur, FSJ Politik, FSJ Ganztagsschule unter der Trägerschaft des Kulturbüros Rheinland-Pfalz – hatte sich im November spontan entschieden, die Demonstration vom Netz auf die Straße zu bringen und dazu alle Freiwilligen in Rheinland-Pfalz aufgerufen. In Mainz gingen am 5. Dezember knapp 100 Freiwillige und Mitarbeitende unterschiedlicher FSJ-Träger mit lauten Rufen durch das Regierungsviertel. „Was wollen wir? – Freie Fahrt – Für wen? – Freiwillige!“, riefen sie laut und erregten damit die Aufmerksamkeit der im Bildungsministerium und Abgeordnetenhaus sitzenden Menschen und des SWR, der spontan einen Bericht aufnahm und in den Abendnachrichten sendete.

Ab dem 1.1. fahren Soldatinnen und Soldaten kostenlos mit der Bahn, regional und überregional. Bei der Vorstellung dieses Beschlusses formulierte Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, dass es sich dabei um eine Form von „Respekt und Dank“ handele, und den „Dienst der Soldaten an der Gesellschaft sichtbarer mache“. Da liegt doch die Frage nah: Verdienen Menschen, die einen Freiwilligendienst absolvieren, nicht genau so eine Form von Respekt und Dank? Und haben die es nicht vielleicht sogar viel nötiger, kostenlos fahren zu können, als voll besoldete Soldat*innen? Schließlich erhalten Freiwillige lediglich ein Taschengeld von maximal 402 Euro. Dabei sind die Kosten für die Fahrten zu den Einsatzstellen zum Teil horrend, weil die Freiwilligen Tickets mehrerer Verkehrszonen kaufen müssen und dafür bisweilen über 100 € monatlich ausgeben – wie zum Beispiel Laura, Freiwillige im FSJ Politik: Sie fährt „jeden Morgen 11 Minuten mit dem Zug zu meiner Arbeitsstelle und abends 11 Minuten zurück.  Für diese 22 Minuten am Tag muss ich bei einem Taschengeld von 360€  110€ im Monat für ÖPNV bezahlen. Das ist fast 1/3 meines Taschengeldes.“ Oder Silvia (Freiwillige im FSJ Politik), die für die 20km von Zuhause zur Einsatzstelle knapp 2 Stunden braucht und dafür 102€ bezahlt.

In Hessen können die Freiwilligen das Schülerticket für 1 Euro am Tag nutzen. Auch in Berlin und Brandenburg nutzen sie ein Ticket für 1 Euro am Tag. In Niedersachsen gibt es zumindest im Großraum Hannover ein vergünstigtes Ticket. Das sind doch gute Vorbilder für Rheinland-Pfalz.

„Ich finde es wichtig, dass jeder Mensch die Chance hat, ein FSJ zu  machen, um so mehr über sich selbst herauszufinden. Deswegen kann es meiner Meinung nach nicht sein, dass man ein FSJ nur machen kann, wenn es sich die Eltern leisten können.“ (Laura)

Neben dem Wert, den Freiwillige für die Gesellschaft leisten, leistet das FSJ als solches auch einen wichtigen Beitrag für die Freiwilligen selbst, die sich darin bilden und orientieren können. Getreu dem Motto „Bildung für alle und zwar umsonst“, kann es nicht sein, dass Freiwilligendienste nur Menschen offen stehen, die sich diesen auch leisten können. Das kostenlose Bahnticket wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Freie Fahrt, Vergünstigungen und allgemeine Anerkennung und Wertschätzung in der Gesellschaft – die Freiwilligen haben an diesem Tag gezeigt, dass sie wertvoll sind und gesehen werden sollten. Und dass es mehr Menschen ermöglicht werden sollte, diesen Dienst – freiwillig! – zu machen, um sich zu engagieren für andere und zu orientieren für sich selbst.

„Unsere Forderung ist nicht die nach einem Privileg. Sondern die nach einer Selbstverständlichkeit. Gesellschaftliches Engagement darf kein Luxus sein.“ (Juliane, Freiwillige im FSJ Kultur)

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